Samstag, 27. Juli 2013

Wie eine Bombe meine Vergangenheit bedrohte

Am Montag als meine Familie und ich nach Hause wollten, wurden uns die Straßen versperrt. Als wir dann endlich einen netten Polizisten gefunden haben, hat er uns erklärt, dass unsere Wohngegend großräumig abgesperrt wurde und bereits viele Menschen evakuiert wurden. In unserer Wohnnähe ist eine 100 kg Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg bei Bauarbeiten ausgebuddelt worden. Der Zünder ist noch intakt, also kann diese nicht entfern werden, sondern es kommt vor Ort ein Sonderkommando und entschärft sie. Der Polizeibeamte hat uns gebeten unsere wichtigsten Sachen zu packen und uns in den hinteren Räumen aufzuhalten. Also fingen wir an zu packen. Erst da wurde mir bewusst, was ich alles mitnehmen wollte.
Nee, es waren nicht die Möbel, Klamotten oder Scrapsachen. Es waren die Erinnerungsstücke aus vergangenen Tagen. Die Foto-Alben meines Großen. Da hatten wir noch keine Digi-Cam. Wenn die Fotos verloren gehen, dann für immer. Die Kleinigkeiten, wie Milchzähne oder Babyschühchen, die eine Mutter in eine Erinnerungskiste legt. Die Erinnerungen von meinem Sternenkind - sind unwiederbringlich. Mit einem Mal war all meine Vergangenheit gefährdet. Ich holte zwei riesen Koffer und legte alles wichtige rein. Immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass das Haus zerstört werden und ein Feuer alles verzehren könnte. Ich weiß, etwas übertriebenes Szenario - vielleicht. Es war mir egal, das alles konnte ich nicht einfach da lassen, da kann ich es gleich wegschmeißen.
Nun nach dem wir fertig waren, hat sich mein Mann bei der überall stehenden Polizei erkundigt, welche neuen Informationen es gibt. "Wenn wir wollen, können wir warten, bis wir zwangsgeräumt werden." War die Aussage. Also warteten wir auf gepackten Koffern. Um 18:30 war dann der ganze Spuk vorbei. Die russische Bombe war entschärft und alles schien den normalen Gang zu gehen. Nur ich kaute noch auf dem Gedanken rum, wie viel die Menschen von sich selbst da lassen, wenn sie vertrieben werden.
Das Foto zeigt mich mit einem Jahr. Jetzt habe ich diverse Fotos digitalisiert. Sonst könnte es mir passieren, dass ich oder sogar meine Kinder keine Wurzeln mehr haben.


 

2 Kommentare:

  1. über so Sachen habe ich auch schon oft nachgedacht.
    Kleidung kann man neu kaufen... aber Erinnerungsstücke....???

    Ganz süßes Bild von dir auf einem sehr süßen Layout

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  2. Das hört sich heftig an ...
    Darüber habe ich mir auch schon oft Gedanken gemacht.
    Hmm, für mich bin ich zu den Entschluss gekommen, was ich in mir habe das bleibt, alles andere ist Materie .... So schön Erinnerungsstücke sind, haben sie wahrscheinlich dann nur für mich eine Bedeutung und ein anderen kann es gar nicht nachvollziehen ...
    Das Layout ist super!
    LG Yvonne

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